About

Irina:
Die Zusammenarbeit zwischen Anna und mir ergab sich während unserer gemeinsamen Studienzeit an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig in der Performanceklasse von Marina Abramovic.
Marina gab die Anweisung eine Performance zum Material Kaffee zu entwickeln. Es war die Möglichkeit eine Performance in einer Veranstaltung zu präsentieren, welche einen Sponsor aus der Kaffeebranche hatte. Ich setzte mich gerade intensiv mit Heimat und Nationalität auseinander und fühlte mich durch dieses Thema vorrangig gestört und provoziert. Schließlich verkörperte ich alles andere als die Atmosphäre, welche für mich von Kaffee ausgeht. Ich war weder temperamentvoll, noch heiß, noch dunkelduftend. Ich war/bin weiß und privilegiert, nur die Genießerin diese Materials, an dem so viele Facetten kleben… ich war/bin eher lang, kühl, mit einer besonderen Nase und herabhängenden Haaren.
In dem Moment dieser Gedankenempörung ging Anna durch mein Sichtfeld und wies tatsächlich auch all diese Eigenschaften auf, die ich mir zuschrieb. Und mir war in diesem Augenblick klar, dass ich mit Anna zusammen dem Kaffee unsere Eigenschaften entgegensetzen wollte. Und an Materialtät dem Kaffee zudem etwas Kaltes, Klares? Schlittschuhe?
„Anna, läufst Du mit mir auf Kaffee Schlittschuh?“ Annas direkte Antwort:“Na ja, wenn wir Kaffeesatz verwenden.“ Ok. Dieser ehrliche und authentische Arbeitssiel ist uns bis heute erhalten geblieben. 

Dies war 2003 der Gründungsmoment von TBL (TallBlondLadies). 

Anna:
Nachdem ich postdramatisches Theater studierte und in zahlreichen Ensembles mitgewirkt hatte, hatte ich wieder angefangen zu studieren und war gerade dabei, zu verstehen, wie man als Solokünstlerin mit Performance in der bildenden Kunst arbeitet. In der Klasse bekamen wir von unserer Professorin die Aufgabe gestellt, mit Kaffee zu arbeiten. Ich dachte an Projekte wie; -Mahlen von Kaffeebohnen bloß mit meinem Mund oder -Arbeiten mit den Arbeitern am Fließband in einer Kaffeefabrik. Ich dachte gerade über das Konzept der Verwendung von altem Kaffeesatz nach, um eine Verbindung zu meinen anderen Umweltprojekten herzustellen, als mich Irina ansprach und vorschlug, dass wir zusammenarbeiten sollten. Die unerwartete Annäherung und meine zeitliche Abneigung gegen Kollaborationsarbeit erklären, im Nachhinein, meine etwas abweisende Reaktion: -„Na ja, nur wenn wir alten Kaffeesatz verwenden, und ich will auf keinen Fall ein Tanzstück machen.“

Seitdem arbeiten wir gemeinsam im Bereich der Long Duration Performance, welche über mehrere Stunden/ Tage angelegt und eine Form der Endurance Art ist. 
TBL (TallBlondLadies) nutzt Schuhe als Forschungsinstrumente. So wie die Schlittschuhe unsere erste Performance bestimmte, so folgten weitere Fuß-Bekleidungen. 
Diese Instrumente lassen als Symbolträger und Klangkörper in den Long Duration Performances Paradoxien entstehen. Diese Paradoxien halten wir zudem in Video- und Fotoarbeiten, wie auch Installationen fest.
Wir bieten in unserer Arbeit Stereotypen an und lösen diese gleichzeitig wieder auf, in Gesten, Gebärden, Bekleidung und Orten. Dem Rezipienten möchten wir Anknüpfungsmöglichkeiten an seine/ihre Befindlichkeit oder Biographie entziehen. TBL (TallBlondLadies) verneint den Vergleich und setzen Paradoxien in die Welt, welche das Lächerliche und Komische aber auch das Ernste und Tragende als Wertmaßstäbe hervorheben. So können neue innere Zusammenhänge entstehen, welche auf keine Gewohnheiten zurückgreifen.